Posted on 11. Juli 2017 by scheichsbeutel auf litteratur.ch
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, Bücher von Wissenschaftsjournalisten in Zukunft zu vermeiden: Die Erfahrungen in letzter Zeit waren mehr als durchwachsen (beispielsweise hier und hier nachzulesen). Diesmal aber hat es sich gelohnt, ein wirklich gelungenes, äußerst anregendes Buch.
Dabei mutet die Struktur ein wenig verwirrend an: Neben fünf ausführlichen Interviews am Ende des Buches (mit Größen wie Ernst Mayr, John Maynard Smith, Bert Hölldobler oder Francisco J. Ayala) werden in den Anfangskapiteln die philosophischen Implikationen der Biologie (und vor allem des Darwinismus) der akademischen Philosophie bzw. der theoretischen Physik gegenübergestellt. Dabei wird nicht immer ganz klar, wer da welche Meinung vertritt (etwas, das auch bei den Interviews negativ auffällt): Sind es die zitierten Biologen oder Physiker oder ist es der Autor selbst, der sich diesen Positionen anschließt. Außerdem passt der Abschnitt über Krankheit und Evolution nicht ganz in dieses Schema und wirkt wie ein Fremdkörper. Das Schöne daran: Er ist wie fast alle anderen Teile des Buches äußerst informativ und ansprechend geschrieben.
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NDie Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung des Darwinismus in der Philosophie stößt bei mir auf volle Zustimmung: Ich kann das Diktum Ernst Mayrs nur unterschreiben, dass es keine wichtigere naturwissenschaftliche Erkenntnis für die Philosophie gibt als die Theorie Darwins. Dass diese – gerade in epistemologischer Hinsicht – bahnbrechenden Erkenntnisse kaum ihren Niederschlag in der philosophischen Forschung finden, ist mehr als bedauernswert. Allerdings ist die Sichtweise (insbesondere von Mayr) durch die Tatsache getrübt, dass er offenbar keine Kenntnisse über die Evolutionäre Erkenntnistheorie besaß und von der Philosophie im allgemeinen ein etwas antiquiertes Bild hatte. Natürlich hat es seine Richtigkeit mit der Behauptung, dass gerade das Philosophieren in der Nachfolge des platonischen Idealismus ein Paradebeispiel für die Ignoranz sehr vieler Vertreter der philosophischen Zunft darstellt (indem von einem statischen Weltbild ausgegangen wird, dem der Darwinismus mit seiner dynamischen Betrachtungsweise diametral